Auf dem Weg zum perfekten Spieler, oder zu eigener Vollkommenheit braucht es ein Bewertungssystem, um den Status und das Ziel festzulegen. Wenn man diesen Status erhoben hat, gilt es eine Prioritätenliste auszustellen, was man wie wann verbessern möchte.
Tests und Bewertungen sind notwendig, aber im Fußball nicht sehr beliebt, weil in der Bewertung immer viel Subjektivität mitschwingt. Es gibt zwar objektive Kriterien (Schnelligkeit, Kraft, Spielwitz), aber die Prioritäten und Schwerpunkte können von Verein zu Verein und auch sogar von Trainer zu Trainer im selben Verein sehr unterschiedlich sein. Es gibt Trainer, die sehr mehr sicherheitsorientiert und es gibt Trainer, die sehr offensiv denken und spielen lassen.
Wir wollen hier eine Übersicht geben, welche Faktoren und Tests man als Trainer machen kann. Welche dann persönlich umgesetzt werden, bleibt jedem individuell überlassen. Auch was das Verfolgen aller Leistungen und deren Fort- oder Rückschritte der Spieler dokumentiert in einer Datenbank kann nicht, einfach oder detailliert erfolgen, je nach Einstellung des Trainers.
Der Nutzen einer solchen Bewertung ist aber klar. Insgesamt ergibt sich ein Profil der Mannschaft und das kann zum einen in die mögliche Taktik einfließen, Schwachstellen (Rekrutieren von neuen Spielern eines bestimmten fehlenden Profils) und Verständnis was man von den Spielern überhaupt verlangen kann. Natürlich kann man den einzelnen Spieler im Verhältnis zu anderen Spielern oder auch zur ganzen Mannschaft stellen. Auch kann der Einzelne über seine Daten die Stärken und Schwächen in der Außenwirkung verstehen und so lernen, wie er gesehen wird sowie was man ändern könnte oder sollte, um Ziele leichter zu erreichen. Die bewusste Einbeziehung von Eigenverantwortlichkeit des Spielers gegenüber seiner „Werte“ ist wesentliche r Bestandteil des Nutzens, wobei die Ziele klarer und eindeutig aufgestellt werden können. Über die verschiedenen Spielzeiten hinweg entsteht zusätzlich ein Entwicklungshorizont und schließlich ist die so stattfindende Kommunikation zwischen Spieler und Trainer sachlicher und fundierter.
Grundlage, um sich einen Überblick über eine Mannschaft zu verschaffen, könnte eine Evaluierung von Gesprächen des Spielers mit drei im Verein anerkannten Persönlichkeiten sein. Der Einfachheit halber könnte es auch eine Meinungsabfrage der Personen zu einem Spieler geben. Mindestens eine sollte den Spieler aber auch schon trainiert haben. Wiederholte Aussagen zu standardisierten vorher festgelegten Themen über den Spieler verifizieren die Bewertung bzw. die Stärken und Schwächen.
Dazu kommt eine Selbsteinschätzung des Spielers zu definierten Themenkreisen.
Wie schon immer wieder ausgeführt, ist ein wesentlicher Faktor in der Bewertung die emotionale Reife, bzw. der Charakter des Spielers. Häufig kann man beobachten, wie Spieler bei überragenden technischen Fähigkeiten jedoch mit zu hoher Emotionalität sich eine internationale Karriere verbauen. Umgekehrt findet man auch viele internationale Spieler, die nicht mit einem herausragenden Talent gesegnet sind, die aber von ihrer Einstellung her alles wettmachen. Somit ist hier auch die wichtige Botschaft an junge Talente, dass ihre technischen und taktischen Fertigkeiten ihnen die Fußballwelt aufschließen, jedoch sie nur ihr Lebenswandel und Charakter zur spielerischen Reife und zu Erfolg bringt. Kurz gesagt: Talent ohne Charakter ist KEIN Talent.
Was sind nun Kriterien zur Bewertung? Hier nehmen wir wieder Anleihen aus dem Bild, was ein perfekter Spieler ausmacht. Die Bewertung kann dann auf einer Skala von 1-10 erfolgen oder per Schulnoten, ganz wie es dem Trainer beliebt. Die Faktoren einer Leistungsbewertung können physisch, technisch, taktisch, mental und emotional sein. Auch der Lebenswandel kann in die Wertung einfließen, wobei er recht schwer objektiv bewertbar ist und die Bewertung sehr subjektiv vom Trainer abhängt. Hier kann man auch die Selbsteinschätzung des Spielers und des Trainers gegenüber stellen. Bei kritischen Faktoren, die weit auseinander liegen, gilt es Meinung von außen einzuholen, um die eine oder andere Richtung zu verifizieren oder falsifizieren.
Im Folgenden nun ein paar wichtige Qualitäten in den jeweiligen Leistungsbereichen.
Natürlich können auch weitere Qualitäten dazukommen, je nach Mentalität und Einstellung des Trainers, auch können einige Qualitäten in mehreren Bereichen auftauchen.
Physisch: Stärke, Kraft, Tempo, Ausdauer, Fitnessgrad, Rhythmusgefühl, Gleichgewicht, Bewegung, Koordination, Kondition, Ausgeglichenheit, Selbstbewusstsein, Präsenz, Körperhaltung, Körpersprache, Erscheinung.
Technisch: Positionsspiel, Laufbereitschaft, Körperhaltung, Ballkontrolle, Reaktionsvermögen, Ballannahme, Ballmitnahme, Verarbeitung, Tempo, Zweikampfverhalten, Kopfballstärke, Spiel mit und ohne Ball.
Taktisch: Positionsspiel mit und ohne Ball, Lücken erkennen, Kreativität, Spiel lesen können (z.B. Phasen eines Spiels, Aufstellung, Gegner, Grundformationen), Aufgabenverteilung, Plan des Trainers verstehen, Teamverfassung erkennen, Antizipationsfähigkeit, Kommunikation, Gewandtheit, Führungsqualität.
Mental: Stärke, positives Denken, Schnelligkeit im Denken, Schnelligkeit in der Umsetzung, Detailverliebtheit, Konzentrationsfähigkeit über die gesamte Spielzeit sowie bei Verlängerung inkl. Elfmeterschießen, Selbstbewusstsein, an sich glauben, an die Mannschaft denken, an die Mannschaft glauben, Selbstvertrauen, Biss, Siegermentalität, positiver Charakter, nichts aus der Ruhe bringen, Verantwortungsbewusstsein, Mut mit und ohne Ball, nimmt jede Trainingseinheit und jedes Spiel ernst, sieht keine Probleme nur Herausforderungen.
Emotional: Gelassenheit, Coolness unter Druck, Leidenschaft, für die Mannschaft auch immer mit zur Verteidigung zu arbeiten, mit Trainerentscheidungen positiv umgehen, mit Schiedsrichterentscheidungen positiv umgehen, sich von Fans/Gegnern nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, die Mannschaft/Mitspieler anzufeuern, sich Fehlern zu stellen und daraus zu lernen, immer weiterzugehen, die Mannschaft zu unterstützen, den Kapitän zu unterstützen, als Kapitän voran zu gehen, kann an Grenzen gehen, pflegeleicht, fordernd, Vorbild.
Lebenswandel: Hingabe, Professionalität (je nach Liga), Leidenschaft, Opferbereitschaft, Ausgeglichenheit, Ausgewogenheit, Familie, Erholungsfähigkeit, Verletzungsanfälligkeit, Privatleben, Ernährung, positives Umfeld, Sprechen mit den Mitspielern, Sprechen mit dem Trainer, Ehrlichkeit, Fairness, Achtsamkeit, Einsicht, Philosophie, Psyche, Charakterfestigkeit, Glaube an sich selbst, Hilfsbereitschaft, Fit bleiben ist Lebensinhalt, Wachheit, Guter Mensch=guter Spieler, Vorbild.
Alles in allen ein „Blumenstrauß“ an Optionen. Sicher nicht umfassend, aber eine gute Grundlage mit Analysen und Erhebungen zu starten. Je nach Alter und Liga. Diese Kriterien setzen sich ja auch im Leben fort. Streng nach dem Motto: Football is bigger than life. Danke. Bitte.